Glassdoor und kununu im Vergleich

Arbeitgeberplattformen sind für Arbeitgeber:innen ein kontroverses Thema, für Arbeitnehmer:innen aber scheinbar der heilige Gral auf der Suche nach einem neuen Job und somit für uns im Recruiting nicht zu vernachlässigen. Laut HRM lassen sich vier von fünf Jobsuchenden von Arbeitgeberbewertungen beeinflussen. Besonders zwei Arbeitgeberbewertungsplattformen wollen den Jobsuchenden mehr Transparenz am Arbeitsmarkt vermitteln und sie bei der Jobsuche unterstützen. Wir haben Glassdoor und kununu genau unter die Lupe genommen. Hier der direkte Vergleich.

Hinweis: dieser Blogbeitrag wurde 2020 erstmalig veröffentlicht und 2023 einem Update unterzogen.

Mit dem Markteintritt von Glassdoor in Deutschland im Jahr 2015 hat kununu – die größte Arbeitgeberbewertungsplattform im deutschsprachigen Raum – Konkurrenz bekommen. Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis Glassdoor in Deutschland und Österreich tatsächlich Fuß gefasst hat, mit der Eröffnung eines eigenen Büros in Hamburg im Juni 2019 ist aber ganz klar: Glassdoor hat (nicht nur) in Europa noch viel vor! Was zeichnet beide Plattformen aus, was sind die Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede?

Wie du mit kununu bzw. Glassdoor Bewertungen ganz einfach umgehst kannst du in diesem Video auf Recruiting TV ansehen.


Zahlen, Daten, Fakten
(Stand August 2023)

kununu

Gegründet: 2007 in Wien, seit 2015 ein Tochterunternehmen von XING und seit 2022 Teil der „NEW WORK AUSTRIA XING kununu onlyfy GmbH“

Standorte: DACH, Spanien, Portugal
Erfahrungsberichte: über 8 Mio.
Bewertete Unternehmen: über 1 Mio.

Wer kann bewerten?
Ehemalige und aktuelle Arbeitnehmer:innen, Bewerber:innen, Lehrlinge, Freelancer:innen, Zeitarbeiter:innen … – entweder direkt auf der kununu-Seite oder über XING.

Was kann bewertet werden?
Die Bewertungskategorien der Arbeitnehmer:innen umfassen mehrere Kriterien und reichen vom Wohlfühlfaktor über die Arbeitsatmosphäre bis hin zum Karrierefaktor des jeweiligen Unternehmens. Außerdem können Angaben zu den gebotenen Benefits oder dem Zusammenhalt unter den Kolleg:innen gemacht werden. Auch der Umgang vor und nach dem Bewerbungsgespräch und das Gespräch selbst können bewertet werden. Lehrlinge, „Auszubildende“, bewerten ihre Ausbildung anhand von 9 Kriterien wie Spaßfaktor, Aufgaben, Ausbildungsvergütung, Betriebsklima etc. Seit 2020 gibt es auf kununu auch Angaben zum Gehalt und zur Unternehmenskultur.

Funfact: kununu bedeutet „unbeschriebenes Blatt“ auf Suaheli und steht für alle Unternehmen, die bisher noch nicht auf kununu bewertet wurden.

Glassdoor

Gegründet: 2007 in Kalifornien
Standorte: weltweit in 17 Ländern
Bewertete Unternehmen: über 2,3 Mio.

Wer kann bewerten?
Ehemalige und aktuelle Arbeitnehmer:innen, Bewerber:innen

Was kann bewertet werden?
Bewertet werden können bei Glassdoor der:die aktuelle oder ehemalige Arbeitgeber:innen. Zur Auswahl stehen dabei Kategorien wie Voll- und Teilzeit, befristet, Praktikum und Freelancer:innen. Insgesamt sind die mögliche Angaben mit „Pros“ und „Kontras“ plus einem Rat an das Management sehr kurz gefasst. Bei der Kategorie Vorstellungsgespräch wird man etwas deutlicher gefragt, u.a. nach dem Ablauf, den Fragen, dem Schwierigkeitsgrad des Gesprächs und danach, ob man schlussendlich ein Angebot erhalten hat.

Leider war es uns nicht möglich, konkrete Zahlen zu den Bewertungen von kununu und Glassdoor nur für Österreich zu erhalten. Wir können jedoch davon ausgehen, dass kununu nach wie vor einen höheren Marktanteil in Österreich hat als Glassdoor.


Aus Arbeitnehmer:innensicht

kununu ist übersichtlich gestaltet, man kommt auf die Website, sucht nach Arbeitgeber:innen, landet auf deren Profil und kann sofort die Bewertungen lesen.

Was bei Glassdoor hingegen sofort ins Auge springt ist, dass man sich anmelden muss, um Bewertungen abgeben oder lesen zu können. Der vollständige Name, die eigene Position, ein Standort und aktuelle:r Arbeitgeber:in sind Mindestangaben. Sobald man seine Mailadresse bestätigt und alle Felder ausgefüllt hat, landet man unverzüglich im Community-Portal von Glassdoor. Hier wird sofort gezeigt, dass das Teilen von Erfahrungen erwünscht ist und dass dafür die Identität gewechselt werden kann zwischen Person, Job-Titel oder Unternehmen.

Ein wesentlicher Teil von Glassdoors Geschäftsmodell involviert auch ein Job-Portal. Glassdoor „crawlt“ dabei Jobs von anderen Plattformen, sodass man als Arbeitnehmer:in eine recht umfassende Auswahl an relevanten Jobs erhält – nach entsprechendem Klick auch via E-Mail-Notification. Auf einen Blick sieht man, wie das Unternehmen, für das man sich interessiert, in den Bewertungen abschneidet, sowie eventuelle Gehaltsangaben (wovon ein Großteil allerdings auf Schätzungen von Glassdoor selbst beruhen, somit also eher irrelevant – fraglich ist allerdings, ob das Bewerberinnen auch wissen). Aus Arbeitgeber:innensicht ist der Job Crawler für die Candidate Experience sogar eher problematisch zu beurteilen, wie ein Blogbeitrag zum Glassdoor-Praxistest – von „Persoblogger“ – Stefan Scheller – aufzeigt.

In der Österreich-Version von kununu findet man keine Jobpostings (mehr). Schade eigentlich, wäre es doch sinnvoll, wenn man direkt auf einen ausgeschriebenen Job klicken könnte, um mehr zu erfahren. Tatsächlich befinden sich die Aktivitäten von kununu zum Thema „offene Stellen“ aktuell ausschließlich auf Xing.


Aus Arbeitgeber:innensicht

Mittlerweile gehören onlyfy (by Xing) und kununu beide zu New Work SE. Unter anderem gemeinsam mit dem onlyfy Employer Branding Profil. Bereits 2017 wurde kununu einem Rebranding unterzogen, das kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.

Das Wichtigste gleich vorweg: Ein Firmenprofil auf kununu kommt Hand in Hand mit einem Employer Branding Profil von onlyfy (by Xing), was bei Personalverantwortlichen ob der doch recht erheblichen Kosten häufig für Unmut sorgt.

Unternehmen haben die Möglichkeit, Infos zum Unternehmen, zu den gesuchten Profilen, dem Bewerbungsprozess und den gebotenen Benefits zur Verfügung zu stellen. Außerdem kann man sein Unternehmensprofil noch mit Fotos und Videos sowie Arbeitgeberauszeichnungen aufpeppen. Kleinunternehmen bis zu 50 Mitarbeiter:innen zahlen für ein onlyfy Employer Branding Profil (auf Xing und kununu) 249€ pro Monat in der „Core“ Version; und zwar bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten. Unternehmen von bis zu 500 Mitarbeiter:innen liegen beispielsweise bei 690€ und Großunternehmen ab 1000 Mitarbeiter::innen erhalten ein maßgeschneidertes Angebot. Die ebenfalls vorhandene, freie, Version des Employer Branding Profils ist in seinen Funktionen zur Unternehmenspräsentation sehr eingeschränkt.

kununu hat auch einige tolle kostenlose Funktionen: Auf Bewertungen kann man als Arbeitgeber:in schon in der Gratisversion reagieren, was durchaus wichtig und nützlich ist. Darüber hinaus bietet kununu über das kostenlos zugängliche Arbeitgeberportal verschiedene Anleitungen zum Download an. Z. B. alle Informationen dazu, wie man ein kununu „Top Company Siegel“ erreicht und dieses anschließend leicht (und gratis!) auf der eigenen Website hinzufügen kann. Kleiner Hinweis: Solltest du einen Score von über 3,8 haben, bette ihn auf jeden Fall auf deiner Website ein! Im Jahr 2023 können nur rund 5% aller Unternehmen auf kununu mit dieser Auszeichnung glänzen. Und das, obwohl die Kriterien durchaus erreichbar scheinen – vor allem, wenn man sie kennt. Inwiefern du Arbeitgebersiegel tatsächlich brauchst, habe ich in diesem Blogbeitrag für dich recherchiert.

Die Vorteile der Bezahlversion von kununu sind natürlich, dass man Interessenten Unternehmensinformationen zur Verfügung stellen kann und dass das eigene Unternehmensprofil angezeigt wird, wenn jemand die Bewertungen eines branchenverwandten Unternehmens liest, sodass man hier nochmals mehr Reichweite bekommt. Ein Employer Branding Profil schützt insbesondere vor eingeblendeter Werbung von Mitbewerbern.

Bei Glassdoor ist ein Basiskonto für Arbeitgeber ebenfalls kostenlos. Damit kann man auf Bewertungen antworten und auf seinem Arbeitgeberprofil auch Basic-Unternehmensdaten sowie Fotos zur Verfügung stellen. Natürlich gibt es auch eine Bezahlversion. Diese umfasst

  • das Posten von Stellenausschreibungen, diese besser zu ranken und durch Display-Anzeigen im gesamten Netz zu sponsern,
  • das Versenden von Stellenausschreibungen per E-Mail an interessierte Kandidatinnen,
  • die Möglichkeit, Stellenausschreibungen gezielt auf den Profilen der Konkurrenz einzustellen sowie das eigene Profil vor Stellenausschreibungen der Mitbewerber zu schützen
  • Zugriff auf die Bewerberdatenbank inkl. CVs
  • ein erweitertes Unternehmensprofil inkl. Video-Uploads
  • Zugriff auf KPIs wie Besucheraufkommen des Profils sowie demografische Daten der Besucher

Die Kosten für ein Bezahlprofil bei Glassdoor waren für uns vor Veröffentlichung des Blogbeitrages (ebenso wie zum Zeitpunkt des Updates 2023) leider nicht herauszufinden, wir halten dich aber am Laufenden, sollten wir von unseren Ansprechpartnern bei Glassdoor diesbezüglich Informationen erhalten. Oder du nimmst bei Interesse selbst mit Glassdoor Kontakt auf.

Ob du nun ein Arbeitgeberprofil bei kununu und/oder Glassdoor hast oder nicht – vergiss nicht, regelmäßig beide Portale nach neuen Bewertungen zu checken um so gegebenenfalls reagieren zu können. Wie? Das erfährst du jetzt:

Tipps für den Umgang mit Arbeitgeberbewertungsplattformen

Jetzt hast du einige Zahlen, Daten und Fakten über die beiden Portale gelernt, wie sieht das Ganze nun aber in der Anwendung aus?

Achtung! Voraussetzung dafür ist natürlich, seine Candidate und Employee Experience regelmäßig kritisch unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls an der einen oder anderen Stelle zu justieren. Nur dann zahlen sich die Bemühungen, die man in Arbeitgeberportale als Arbeitgeber steckt, auch wirklich aus (aber das sollte ja ohnehin klar sein).

  • Ermuntere deine Mitarbeiter:innen inkl. eurer Lehrlinge zur Bewertung, Studien haben gezeigt, dass eine aktive offene Haltung zu einem höheren Anteil positiver Bewertungen führt.
  • Vergiss nicht auf Bewertungen von Bewerber:innen nach einem abgeschlossenen Bewerbungsprozess. Bitte sowohl jene, die ein Angebot als auch jene, die eine Absage erhalten haben, deinem Unternehmen über kununu/Glassdoor Feedback zu geben.
  • Beachte dabei allerdings, nicht nur einen Teil der ausgewählten Gruppe zur Bewertung aufzufordern, sondern alle. Ansonsten provozierst du einen Shitstorm unter dem Rest der Belegschaft und Bewerber:innen (ja, die Welt ist ein Dorf und das spricht sich herum).
  • Vergiss nicht, Mitarbeiter:innen auch neben kununu und Glassdoor genügend Möglichkeiten für Feedback zur Verfügung zu stellen (z. B. durch Mitarbeiterbefragungen, einer Feedback-Box, offiziellen Mitarbeitergesprächen, informellen Feedback Catch Ups etc).
  • Nütze die kostenlose Funktion bei kununu, um auf Bewertungen zu antworten. Bedanke dich für eine positive Bewertung und reagiere ehrlich und individuell auf eine negative Bewertung. Falls möglich, antworte direkt mit Verbesserungsvorschlägen, gib Fehler ehrlich zu, entschuldige dich bei Bedarf und gib unbedingt eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner inkl. Kontaktdaten für Rückfragen an.
  • Vermeide in Arbeitgeberkommentaren direkte Konfrontationen. Falschbehauptungen können freundlich richtig gestellt werden, sollten dann aber auch mit Fakten untermauert werden können.
  • Sieh die Bewertungen als Feedback und das ist ja bekanntlich immer ein Geschenk 😉

Noch mehr Tipps, wie du von Arbeitgeberbewertungen im Recruiting profitieren kannst, habe ich in diesem Blogbeitrag für dich zusammen gestellt.


Fazit

Glassdoor hat sehr schnell internationalisiert und selbst Jahre nach dem Markteintritt in Österreich merkt man dem Unternehmen die amerikanische Ausrichtung nach wie vor an (z. B. bei den Job Crawls). Wenn man in Österreich auf Google nach einem Unternehmen plus Job sucht, wird im Google Ranking kununu noch immer relativ weit vor Glassdoor gereiht. Zahlen zur genauen Reichweite beider Unternehmen rein für den österreichischen Markt ließen sich leider nicht finden, in Gesprächen mit Personalverantwortlichen und Jobsuchenden hat man allerdings schon das Gefühl, dass kununu hierzulande nach wie vor einen deutlichen höheren Stellenwert einnimmt als Glassdoor.

Kurzum: Bezogen auf Recruiting und Employer Branding zahlt es sich zweifellos aus, beide Portale einem genaueren Check zu unterziehen – damit Recruiting wieder einfach wird.

Herzliche Grüße
Claudia

PS: Im Social Media Recruiting Bootcamp gehen wir darauf ein, wie du kununu ganz einfach für dein Recruiting und Employer Brandig nützen kannst.