Recruiting als Wertschöpfungsfaktor

Das HR Business Partner Modell nach Dave Ulrich ist für die meisten HR Abteilungen in Österreich erstrebenswert. Doch wer macht sich Gedanken, inwiefern Recruiting zur Wertschöpfung beiträgt? Ich natürlich. Und heute möchte ich sie mit dir teilen.

Falls du dich mit dem Dave Ulrich Modell noch nicht auseinandergesetzt hast, hier der Versuch es in zwei Sätzen zu erklären: Es gibt pro Businessbereich eine HR (Ansprech-)Partnerin, diese arbeitet eng mit anderen HR Bereichen, wie zum Beispiel dem Recruiting, zusammen. Der HR Business Partner sollte dabei vor allem eine strategische Rolle wahrnehmen, quasi HR Management für einen Teilbereich. Die meisten HR Abteilungen in Österreich würden übrigens gerne nach diesem Prinzip agieren, es gibt allerdings unzählige Gründe, warum das ganz oft nicht der Fall ist. Am öftesten ist es schlicht und einfach eine Frage der Ressourcen. Die Führungskräfte hätten HR eigentlich gerne auch als strategische Ansprechpartnerin, aber wer kümmert sich dann ums daily business? Gehaltsabrechnung, Bestätigungen, Seminarorganisation, die Beantwortung von arbeitsrechtlichen Fragen, … Von Recruiting und Personalentwicklung spreche ich da noch gar nicht.

Welchen Beitrag leistet Recruiting zur Wertschöpfung?

Formulieren wir die Frage doch einmal anders: Ich habe sicherheitshalber nochmal im HR Lexikon nachgeschlagen (ok, ich habe natürlich online nachgesehen, aber das klingt definitiv nicht so gut). „Wertschöpfung ist in einer Geldwirtschaft das Ziel produktiver Tätigkeit“ heißt es da. Diese Tätigkeit wird von Menschen, also den Mitarbeiterinnen, ausgeübt. Dafür erhalten sie einen Gegenwert, ihr Gehalt. Die Aufgabe von Recruiting wiederum ist es, genau diese Mitarbeiterinnen, die für die Wertschöpfung sorgen, zu finden und einzustellen. Wie kann man also annehmen, dass Recruiting keinen Beitrag zur Wertschöpfung leistet? Denn das kannst du sicher bestätigen: Recruiting wird IMMER als Kostenfaktor gesehen.

Ich finde es nach wie vor ziemlich erschreckend, wenn mir Recruitingverantwortliche schreiben, dass sie aufgrund von Corona ihren Job verloren haben – mit der Begründung, dass wohl bis Jahresende keine neuen Mitarbeiterinnen eingestellt werden. Ich finde es auch erschreckend, wenn mir Kundinnen nach Workshops oder Vorträgen sagen, sie würden sehr gerne Social Media Recruiting implementieren, sie haben aber keine Ressourcen und bekommen auch kein Budget.

Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um sich einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitgebermarkt zu sichern.

Liebe Geschäftsführerinnen, ich appelliere an eure strategische Weitsicht:

Wenn jetzt bis Ende des Jahres keine neuen Positionen freigegeben werden, dann gibt es zumeist trotzdem Ersatzaufnahmen. Menschen verändern sich, egal ob du deine Recruiterin rausschmeißt oder nicht.

Wenn bisher die Zeit gefehlt hat, sich um Recruitingmaßnahmen wie Active Sourcing oder Social Media Recruiting zu kümmern, den Recruitngprozess zu optimieren, ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm einzuführen oder eine neue Plattform zu testen – wie soll das dann neben dem Tagesgeschäft funktionieren oder überhaupt denkbar sein, wenn niemand mehr da ist, der dafür verantwortlich ist?

[bctt tweet=“Wenn du in ein paar Monaten wieder dringend Mitarbeiterinnen suchst, hast du es verpasst, dich darauf vorzubereiten und jetzt die richtigen Weichen zu stellen.“ username=“lorber_claudia“]

Vielleicht ist jetzt auch der perfekte Zeitpunkt, um zu überlegen, welche Rolle HR und somit auch Recruiting in deinem Unternehmen spielen sollen. Business Partnerschaft bedeutet etwas ganz anderes als Dienstleistung. Die bekommst du auch von Personal- oder Steuerberatungen. Versteh mich nicht falsch, das ist total legitim und aus unternehmerischer Sicht auch nachvollziehbar. Ob das langfristig für eine Unternehmenskultur sorgt, die als TalenteMagnet wahrgenommen wird, möchte ich bezweifeln – denn die persönliche „Betreuung“ am Arbeitsplatz fällt dann weg. Aber jedem das seine.

Nütze die Zeit, in der weniger Positionen zu besetzen sind, und widme dich deiner Recruitingstrategie. Und erinnere dich bitte an eine Aussage, die schon ziemlich alt ist, aber nie an Aktualität verliert: Hire best recruiters to hire best talents, damit Recruiting wieder einfach wird.

Herzliche Grüße
Claudia

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