Stellenanzeigen mit Herz & Hausverstand

Wann haben Sie zuletzt ein Stelleninserat platziert und wo? Online, Print, TV oder Radio? Gehören Sie zu der „wir schalten ausschließlich Online“-Fraktion? Finden Sie Printinserate überholt und zu teuer? Ist für Sie Print nur ein Produkt für’s Image?

Ich blättere aus beruflicher Neugierde seit vielen Jahren jedes Wochenende durch den Stellenmarkt in den österreichischen Tageszeitungen. In den letzten Jahren gab es hier wenige Veränderungen. Abgeshen von der Verschiebung von Print zu Online natürlich und den immer dünner ausfallenden Beilagen. Aber den Printstellenmarkt gibt es noch und ich wage jetzt eine Behauptung: den wird es auch weiterhin geben, solange es Printmedien gibt (und ganz persönlich wünsche ich mir, dass das noch lange der Fall ist, ich lese in der Badewanne lieber in einer Zeitschrift als am Kindle, aber das ist natürlich Geschmacksache) jedenfalls.
Solange es Menschen gibt, die einen Job suchen, wird es auch Stellenanzeigen geben, mit dieser Meinung stehe ich übrigens nicht alleine da. Und solange es Stellenanzeigen gibt, wird es auch Printanzeigen geben (neben vielen anderen Möglichkeiten natürlich). Auch wenn ich es immer wieder sage bzw. hier am Blog eben schreibe: das tollste Inserat und die ansprechendste Employer Branding Kampagne nützt nichts, wenn wir nicht wissen, wo sich unsere Zielgruppe aufhält. Wenn unsere potentiellen Mitarbeiterinnen keine Online Affinität haben, dann ist ein Printinserat (und ich inkludiere jetzt Wortanzeigen hier einfach einmal, es muss nicht immer das halbseitige Format sein) vermutlich die bessere Wahl (oder auch ein TV Spot, für die, die gerne eine billabuchkarriere machen wollen oder so 😉

Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Was sich aber ändern muss, um weiterhin erfolgversprechend und damit auch die Investition wert zu sein, sind die Möglichkeiten der Platzierung. Vor einigen Jahren habe ich versucht, ein Stelleninserat im Wirtschaftsteil einer Tageszeitung zu platzieren. Es hat mich viele Telefonate und Zeit gekostet, bis ich eine Absage (haha welch Wortspiel 😉 erhalten habe: ein Mix aus redaktionellem und bezahltem Inhalt widerspricht journalistischen Grundsätzen. Habe ich auch in einer der allerersten Vorlesungen auf der Uni gelernt. Das war allerdings zu einer Zeit, wo Recruiterinnen im Normalfall die Qual der Wahl der zwischen den Bewerberinnen hatten. War for talents, Fachkräftemangel etc. kannten wir doch noch nicht.
Die Zeiten ändern sich, mittlerweile haben wir das Jahr 2016, Content Marketing ist auch im Recruiting angekommen – warum sollte es also Halt machen, nur weil es sich zufällig um eine Printanzeige handelt? Warum sollte Werbung für Jobs nicht genau so funktionieren wie für Autos oder Getränke? Wenn ich meine Hausaufgaben gemacht habe, weiss ich wo meine Zielgruppe zu finden ist. Und platziere bestenfalls genau dort ein Stelleninserat, das kann online sein oder Print oder auch mal im TV.

Erste Ansätze diesen Grundsatz aufzuweichen gab es vor einigen Jahren mit der Einführung der „Karrieren Standards“, dem jährlichen Karrieremagazin von der Standard, hier die Beschreibung: „Neben neuen Einblicken in den Arbeitsmarkt, jüngsten Zukunftsprognosen und einem Überblick über die vielen Fortbildungs- und Karrieremöglichkeiten, ist auch die immer wichtiger werdende Work-Life-Balance ein wesentliches Thema.“ Im Magazin gibt es eine Mischung von Artikeln zur Arbeitswelt und der Präsentation von Unternehmen als Arbeitgeber. Leider erscheint es nur 1 x Jahr. Für das Recruiting daher wenig geeignet, ist es jedenfalls eine Möglichkeit für eine Employer Branding Maßnahme.

Als ich vor ein paar Wochen am Samstag den Kurier aufgeschlagen habe, gab es auf den ersten Blick eine tolle Überraschung:

Ein Magazin! Meine Erwartungshaltung war entsprechend hoch. Voller Begeisterung und Vorfreude habe ich mich dem Karrieremagazin gewidmet – und wurde leider ziemlich enttäuscht. Ich habe gehofft, dass hier bereits Inhalte entweder themen- oder zielgruppenorientiert zu finden sind und dazwischen eben die jeweils passenden Karrieremöglichkeiten. Ich habe direkt eine Renaissance des Printstellenmarktes vor mir gesehen. Interessante Artikel, Bilder, Stories und Inserate in einem tollen Magazin, das man am Wochenende gerne einmal durchblättert – egal ob man gerade auf Jobsuche ist oder nicht.

Ähnlich wie beim Produkt von der Standard gibt es auch tatsächlich eine Mischung von Inhalten und Inseraten, allerdings ist dies eher ein Recruiting- als ein Employer Branding Produkt. Und die Artikel und die Stellenanzeigen sind nach wie vor fein säuberlich getrennt. Das Format sieht also anders aus, der Inhalt unterscheidet sich jedoch nicht wirklich von der vorherigen Version.

Ich habe nachgelesen (das Studium ist doch schon ein paar Monate her ähem ;-), der Österreichische Presserat hat Grundsätze für die journalistische Arbeit aufgestellt. Ich habe da allerdings nichts gefunden, was einer Mischung aus Content und Stelleninserat widersprechen würde. Also könnte man doch vielleicht einmal einen Versuch wagen?! Ich würde das sehr begrüßen.

Und weil wir am Wochenende den Osterhasen begrüßen wünsche ich heute allen
Frohe Ostern & viel Spaß beim Ostereier verstecken
Claudia

PS: Sie möchten keinen Blogbeitrag verpassen? Einfach meinen Newsletter abonnieren, Recruiting-Insider werden und 1 x monatlich alle Beiträge (und mehr) gesammelt direkt ins Postfach erhalten – damit Recruiting wieder einfach wird.