HR Brunch 2017: Von Schlaflosigkeit, pinken T-Shirts und Digital Prototyping

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Gestern fand zum vierten Mal unser HR Brunch, den wir gemeinsam mit Prescreen initiiert haben, statt. Das Interesse an den Themen war hoch, alle verfügbaren Tickets waren zwei Tage vor Veranstaltungsbeginn ausverkauft. Der HR Brunch schafft Verbindung zwischen Menschen und Erfahrungen im HR.

In den imposanten Räumlichkeiten der Bel-Etage des Cafe Landtmann starteten wir in den Tag. Nach einer ersten Stärkung mit Kaffee bildete der Impulsvortrag von Univ. Prof. Dr. Wolfgang Mayrhofer den Auftakt der Veranstaltung. Passend zur Uhrzeit lautete der Titel „Vom Nutzen der Schlaflosigkeit. Morgenbetrachtungen zur gesellschaftlichen Verantwortung von HR.“ Sein Appell an HR ist es, sichtbar zu sein und sich auch gesellschaftlichen Themen zu öffnen. Die aus seiner Sicht wichtigen Themen, denen sich HR gegenüber nicht verschließen sollte, sind

  • Big Data
  • Instant Data und
  • Schlüsselorganisationen.

Die große Herausforderung für HR „Wie lassen sich Datenquellen relationieren?“ beantwortet er mit einem ganz und gar nicht wissenschaftlichen Zugang:

Gesellschaftliche Phänomene führen zu neuen Aufgaben für das HR-Management. Betreffend Social Media zum Beispiel reicht es nicht, eine Social Media Expertin ins Team zu holen. Es geht abgesehen vom Arbeitsrecht auch um Datenschutz und neue Arbeits- und Kommunikationsformen. Dr. Mayrhofer weist auf die Chancen und Risiken von Social Media hin: Was lokal passiert, ist potenziell weltweit sichtbar! Dies ist für den CV-Check im Netz nicht nur von Vorteil.  Der Beitrag zum Unternehmenserfolg von HR-Management sollte nicht nur im Sinne von Performancemanagement, sondern auch im Sinne von gesellschaftlichem Wohl gesehen werden.

Nach einer kulinarischen Stärkung vom Brunch gab es für die Teilnehmenden die Möglichkeit, nacheinander an zwei von drei Diskussionen teilzunehmen. Als Table Hosts fungierten diesmal folgende HR-Kollegin und -Kollegen:

  • Mag. (FH) Nina Schmidt, HR Lead Austria Microsoft
  • Mag. Daniel Bacher, Leiter Human Resources Schöller Bleckmann Edelstahl
  • Jan-Erik Beerstecher, Head of Human Resources, MAN Truck & Bus Vertrieb Österreich

Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die zum Gelingen unseres HR Brunch beigetragen haben!
In der Diskussionsrunde zum Thema „Wie die Digitalisierung HR Arbeit beeinflusst“ von Nina Schmidt wurde der Aspekt „Daten als Entscheidungsgrundlage“ vom Impulsvortrag aufgegriffen.

Wie kann HR die Daten interpretieren und wie gehen wir damit um? Eine große Herausforderung ist es, dass der HR-Bereich oft als letztes digitalisiert wird. Oft werden zwar Papiere digital abgebildet, aber es braucht auch andere Prozesse. Stichwort „Digital Protoyping“. Für jede Organisation sind andere Daten wichtig. Was bedeutet daher Digitalisierung für mein Unternehmen, für meine HR-Organisation? Dies gilt es zu Beginn zu klären. Es geht um Prozesse wie Recruiting aber auch um Personalentwicklung, Unternehmenskultur und Themen wie Arbeitszeit und Trends. Große Zustimmung fand die Aussage: „Trotz allem arbeiten wir mit Menschen und nicht mit Tablets.“ Die Frage „Schließt Digitalisierung bestimmte Zielgruppen aus?“ sollte ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Nina Schmidt weist noch auf einen wichtigen Vorteil der Digitalisierung hin: Entsprechende Tools bereiten nicht nur die Daten aus der Vergangenheit auf, sondern liefern auch Prognosewerte und bilden eine Argumentationsgrundlage für die Zusammenarbeit mit dem Business.
„Wollen Sie interessante Menschen für Ihr Unternehmen über Social Media Kanäle ansprechen?“, fragt Daniel Bacher zu Beginn der Diskussionsrunde über „Do’s and Don’ts im Social Media Recruiting“.

Er gibt folgende Tipps: Die rechtlichen Rahmenbedingungen betreffend Kontaktaufnahme über Social Media Kanäle sind in Österreich noch Grauzone. Er empfiehlt Unternehmen aus Haftungsgründen, von der Direktansprache über Social Media Kanäle abzusehen. Wie sieht es aus, wenn sich Recruiterinnen im Bewerbungsprozess zusätzliche Informationen über Social Media Kanäle beschaffen? Recruiterinnen dürfen derzeit Facebook, Xing & Co für ihre Recherchen nützen. In Deutschland gibt es hier schon eine konkrete Rechtsentscheidung: Hier ist ein legaler Background-Check nur noch in ausdrücklichen Business-Netzwerken möglich. Facebook und Twitter zum Beispiel dürfte man dann nicht mehr zur Recherche einbeziehen. Ist die Entscheidung für eine Kandidatin gefallen, empfiehlt er auf jeden Fall jedem Unternehmen, den allgemeinen Umgang mit Social Media im Dienstvertrag zu verankern. Dies erspart viel Diskussion im Nachgang. Und er empfiehlt die Erstellung von Social Media Guidelines. Ein Beispiel, wie solche Guidelines auch formuliert werden können, finden Sie hier:

Wie er die Frauenquote bei Lehrlingen innerhalb eines Jahres auf 30 % angehoben hat, hat Jan-Erik Beerstecher in der Diskussionsrunde „Kann man Frauen auf die Überholspur bringen? MAN kann!“ erzählt.

Seine Erfahrung zeigt: Wenn sich Frauen für eine Kfz-Lehre entscheiden, dann passiert das ganz bewusst und aus hoher Eigenmotivation heraus. Frauen in männlichen Lehrberufen zeigen bei MAN 😉 150% Einsatz.
Um als technisches Unternehmen auch für Frauen zum Employer of Choice zu werden, braucht es die Einbindung der weiblichen Belegschaft in den gesamten Employer Branding Prozess, Marketing, Messeauftritte und vor allem Überzeugungsarbeit bei den Eltern der zukünftigen Lehrlinge. Einen kurzen Einblick bekamen wir auch vom Onboarding Prozess für Lehrlinge bei MAN. So werden alle Lehrlinge beim Start des Ausbildungsverhältnisses zu einer Kennenlernwoche eingeladen. Dort werden sie mit Themen wie Selbstverteidigung, König Kunde, zwischenmenschliches Verhalten und vielem mehr vertraut gemacht. Conclusio: Ein Thema sichtbar zu machen, hat in diesem Fall zum erwünschten Erfolg geführt, dies kann unter anderem auch durch den Einsatz von pinkfarbenen T-Shirts geschehen.

Der HR-Brunch wurde mit dem Ziel initiiert, HR-Verantwortlichen ein Format zum Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen zu konkreten HR-Praxisbeispielen anzubieten und Impulse zu HR-Themen zu erhalten. Aufgrund der zahlreichen positiven Rückmeldung gehen wir davon aus, dass dies gelungen ist und können daher jetzt schon sagen: „Fortsetzung folgt“!

Herzliche Grüße

Claudia

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