Mein Reisebericht vom HR Inside Summit 2016

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Ich mag Städtereisen. Am liebsten wenn ich zum 2. oder 3. Mal in einer Stadt bin und nicht mehr in der „ich bin jetzt da ich muss alles sehen“ Stimmung bin. Sondern mich ganz auf das konzentrieren kann, was mir beim ersten Mal besonders gut gefallen hat und ich auch mal ganz relaxed in einem Cafe sitzen und einfach nur beobachten kann. Wenn ich zum ersten Mal an einem Ort bin ist es oft so, dass ich überwältig bin von vielen Eindrücken und je länger die Reise dauert und je mehr ich erlebe, um so weniger kann ich mich an alles erinnern.


Vor kurzem war ich das erste Mal als Teilnehmerin beim HR Inside Summit und ich hatte nach 2 Tagen genau das gleiche Gefühl wie sonst nach Städtereisen. Ich war „voll“ von den zahlreichen Impressionen, Impulsen aus den diversen Vorträgen und Sessions und den vielen Kontakten. Trotzdem habe ich immer noch das Gefühl, auch einiges „versäumt“ zu haben.

Einen ersten Eindruck habe ich schon festgehalten, das Team von ÜBERALL hat zwischenzeitlich ein kurzes Video gepostet, das die Stimmung sehr gut wiedergibt und VerVieVas hat mittels Graphic Recording live mitdokumentiert. Inhaltich lag der Fokus 2016 auf dem Thema „Unternehmenskultur“.

Erst Kultur dann Profit
Nico Rose, Senior HR Director Bertelsmann,  eröffnete den HR Inside Summit 2016 mit dem launigen Titel „Mitarbeiterglück = Unternehmenserfolg: hat Ihr Unternehmen den ROFL-Faktor?“ Er spaltete das Publikum mit dem „Superhelden Dilemma“ indem er folgende Frage stellte: Möchten Sie lieber ein Superheld sein, der Böses bekämpft oder einer der Gutes tut, wenn eines das andere ausschließt? Als Verfechter der „positiven Psychologie“ ist er überzeugt, dass glückliche Mitarbeiterinnen maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen. Sie sind effizienter, kreativer und loyaler. Eine Mitarbeiterinnenzentrierte Unternehmenskultur bedeutet zu Beginn wohl Investitionen beschert aber am Ende höhere Erträge.

Management ist keine Rocket Science
Kim Wylie, Head of Customer Change and Transformation, Google for Work, gab mit ihrer Keynote „Inspiring a culture of innovation“ Einblicke in Google. Sie ist der Meinung, dass der Erfolgsfaktor für Unternehmen die Fähigkeit ist, mit Änderungen umzugehen. Gutes Management befähigt Mitarbeiterinnen dazu. Technologie soll die Employee Experience unterstützen. Mitarbeiterinnen, die zusammenarbeiten, sind glücklicher, leisten mehr und sind innovativer. Dies führt wiederum zu mehr Unternehmenserfolg und muss auf 3 Ebenen geschehen: Kopf (Ratio), Herz (Emotion) und Füße (Verhalten). Höchst interessanter Fakt zur Diversitystrategie von Google: nur 40 % der HRlerinnen HR Background.

Stop Managing. Start Inspiring.
Jonathan Reichental, CIO, City of Palo Alto, schockt zu Beginn seiner Keynote mit der Aussage, dass 70 % der Mitarbeiterinnen die Unternehmensvision nicht kennen. Er plädiert dafür, eine starke Unternehmensvision zu kreieren, also das Bild davon für alle greifbar zu machen, was wir als Unternehmen künftig tun bzw. wie wir sein wollen. Inspiration ist Motivationsfaktor Nummer 1, gefolgt von Wertschätzung, Jobsicherheit und Kommunikation. Ihm verdanke auch meine neue Jobbezeichnung: Chief Inspiration Officer.

Zerstöre dein HR Portfolio
Stephan Grabmeier, Chief Innovation Evangelist, Haufe, sprach über next generation HR. Wir leben in höchst komplexen Welten, in denen wir agieren müssen. Geschäftsmodelle funktionieren heute anders, UBER, Facebook und andere erfolgreiche Unternehmen haben z.B. kein eigenes Produkt auch keinen eigenen Content. Es gibt daher eine Verschiebung von Produkt- zu Kundinnenzentrierung. In Organisationen gibt es nach wie vor klassische Dinge aber es kommen viele neue Themen wie z.B. agile Strukturen, New Work, etc. hinzu. Die große Herausforderung für HR ist es, sowohl als auch zu bedienen. Die Frage ist daher, ist HR Treiber oder Getriebener?

Hire best recruiters to hire best talents
Michael Kim, Global Business Partner, Spotify, erzählt von der „HR Passion Tour“: Ein Team von HR besuchte 2014 alle Niederlassungen und hat gefragt: „was bedeutet es für euch, bei Spotify zu arbeiten?“ Einen ersten Eindruck bekommt man auf der Spotify Website. Und natürlich am HR Inside Summit 😉 Durch die Videos, die Michael hergezeigt hat, konnten wir einen guten Eindruck der Unternehmenskultur erhalten. Mich persönlichen versetzen die in „good mood“ einige andere meinten, nein das interessiert mich gar nicht, da möchte ich nicht arbeiten. SO geht Employer Branding 😉 ?“ Noch ein paar facts: Spotify wächst im Jahr um 27 %, hat im Jahr 2015 110.000 Bewerbungen erhalten und eine Empfehlungsquote von 22 % im Recruiting. Ein Erfolgsrezept für die rasche und gute Integration der neuen Kolleginnen ist laut Michel eine starke Onboarding-Strategie, so finden z.B. in Stockholm 3 „Intro Days“ statt. „HR can move mountains“!

Mit der Verleihung der HR Awards ging der erste Tag eher unspektakulär zu Ende. Der „Auftakt“ der 2. Tages war dafür wirklich imposant.

Vorbild statt Verbalakrobatik
Christian Gansch, Dirigent, ehemals Münchner Symphoniker, hat ganz DIVA like verboten zu filmen. Sein Vortrag war teilweise Stress pur, auch er polarisierte. Während die einen ganz angetan waren, hielt sich bei anderen die Begeisterung in Grenzen. Sehr interessant war, der Blick hinter die Kulissen und zwar was den Recruitingprozess angeht. Der übrigens standardisiert ist und in allen Orchestern gleich abläuft. Am Ende entscheidet übrigens das Team, wer dabei ist und wer nicht. Auch hier spielt Onboarding eine große Rolle, die Probezeit dauert 1 Jahr und man bekommt einen Mentor an die Seite. Wunderbar finde ich, das es ein klar definiertes Ziel des Prozesse gibt: vom ICH- zum WIR-Gefühl. Der Dirigent agiert mehr als Vorbild denn als Leitfigur, er kann einfach nicht überall zeitgleich sein, daher braucht es eigenverantwortliche Führungskräfte, wie die 1. Geige z.B. Christian Gansch plädiert dafür Werte zu leben und nicht zu lesen, und gibt noch eine schöne mit auf den Weg: dirigieren heißt zuhören können, dies fördert die Inspiration. Und wer nicht weiß warum, wofür, wozu, kann sich nicht motivieren.

Mindful Business braucht Platz
Jutta Tobias, schafft es, innerhalb weniger Minuten einen Saal voller Leute, die vom vorherigen Vortrag „energetisiert“ und aufgekratzt sind, in eine achtsame, regelrecht ruhige Atmosphäre zu führen. Sie ermutigt uns direkt, einmal die Perspektive zu ändern und unseren Blick auch mal nach hinten oder oben zu richten. Wer zurück schaut kann stürzen, wer aber nur vorwärts schaut, der verpasst die Reise. Mindful Business bedeutet, zurück zu unseren 5 Sinnen, das unsichtbare sichtbar zu machen. Ich bin sicher, während ihrer Keynote sank die Anzahl der Tweets, gleichzeitig mindful sein und twittern, das geht einfach nicht. Sie ermuntert dazu, Fragen zu stellen, ohne die Antwort zu geben und den Prozess vom Problem zu lösen.

Von klassischer Organisation zum Netzwerk
Markus Tacker, CTO, Resourceful Humans: stellte sich als Entwickler der „HR Meute“. Er meint, dass es möglich ist, Unternehmen mit 0 % Bürokratie zu führen und setzt auf Netzwerke als Organisationsform. Lassen wir jede Mitarbeiterin machen, was sie kann und will, das führt zum Unternehmenserfolg. Bei der Keynote von Markus war mir und einigen anderen, mit denen ich gesprochen habe, leider nicht ganz klar, welche Message transportiert werden sollte.

Arbeitsplatz der Zukunft
George Muir, Process Developer „Visualise the Future IKEA Workplace“: The future oft he workspace, identifiziert Schlüsseltrends zur Zukunft des Arbeitsplatzes. Wir arbeiten jetzt schon anders als noch vor wenigen Jahren, in Zukunft wird sich der Arbeitsplatz wie wir ihn heute kennen völlig verändert haben. Das Schlüsselwort heißt Connectivity, man ist quasi permanent vernetzt. „Arbeitsplatz“ bedeutet nicht mehr, ein Bürogebäude. Auch Maßnahmen für Mitarbeiterinnen müssen überdacht werden. Massage am Arbeitsplatz ist nett, was ist aber wenn ich die meiste Zeit im Home Office tätig bin? Das HR Tema „Retention“ bekommt mit dem Netzwerkgedanken und mehr Tätigkeiten für Freelancer eine andere Bedeutung. George sieht künftig „Prozessentwickler“ als ein wichtiges Aufgabengebiet.

Was bedeutet digital?
Tim Steigert, Change & Innovation Leader, GE: „Digital & HR – a match made in heaven or recipe for disaster?“
Es wird digital gearbeitet, digital gefeiert (Stichwort: Selfie). Er vergleicht die digitale Transformation mit Olympia und plädiert dafür, dass jeder seinen eigenen Weg findet. Nur weil alle das gleiche machen, bedeutet das nicht, das auch die Ergebnisse gleich sind. Er gibt uns noch einen netten Rat auf den Weg: „digital funktioniert nicht ohne Menschen“.

Und schon war die Reise vorbei, was bleibt sind viele viele Eindrücke, Impulse und die Freude auf ein Wiedersehen: save the date: 27.-28. September 2017, wir sehen uns dann!

Herzliche Grüße
Claudia

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