Vier Schritte für das bessere Recruiting von Frauen

Kürzlich war Weltfrauentag. Gibt es einen besseren Anlass um darüber zu schreiben, wie man Frauen im Recruiting gezielt ansprechen kann? „Unser Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil zu erhöhen. Wir freuen uns daher besonders über Bewerbungen von Frauen.“ So und ähnlich formuliert ist dies oft in Stelleninseraten der einzige Hinweis darauf, der sich explizit an Frauen richtet. Es geht besser! 

Ein paar grundsätzlichen Fakten:

Was versteht man als Diskriminierung?

Wenn Menschen aufgrund ihres Alters, ihres Geschlechts oder ethnischen Zugehörigkeit, wegen ihrer Religion, sexuellen Orientierung oder Weltanschauung benachteiligt werden.

Wie ist Gleichbehandlung gesetzlich verankert?

Eigentlich soll das Gleichbehandlungsgesetz als Grundsatz der österreichischen Verfassung gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit sicherstellen. Laut Statistik Austria haben unselbstständig beschäftigte Frauen im Jahr 2017 aber noch um 37,3 % weniger verdient als Männer – und das ist eine ganze Menge.

Was gilt es bei Stellenanzeigen zu beachten?

Seit 2019 wird in Österreich das dritte Geschlecht im Personenstandregister geführt. Deshalb muss seither m/w in Stellenausschreibungen ergänzt werden, etwa um „d“ für divers oder „i“ wie inter. Wer sichergehen möchte, kann sich beispielsweise bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft weitere Informationen holen.

Was droht Unternehmen im Falle von Diskriminierung?

Sie müssen Schadenersatz leisten. Stellenbewerbende, die aufgrund einer Verletzung des Gleichbehandlungsgebots einen Posten nicht bekommen, haben Anspruch auf mindestens zwei Monatsgehalte der ausgeschriebenen Stelle. Werden Personen im Bewerbungsverfahren diskriminiert, haben sie Anspruch auf höchstens € 500.

Geschlechterforschung ist ein Thema, das niemanden kalt lässt und oft für hitzige Diskussionen sorgt. Im Recruiting sind wir verpflichtet, den Bewerbungsprozess diskriminierungsfrei zu gestalten. Wenn wir den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, sollte das doch ausreichen, oder?

Wie geht es besser? 

Zuerst einmal sollten wir uns klarmachen, welche Arbeitsbedingungen wir haben und wie anziehend diese für Frauen bzw. Männer sind. Realitätscheck. Welche Arbeits-(zeit)modelle gibt es bei uns? Sind Frauen in Führungsposition tätig? Wie ist das Mindset gegenüber Menschen, die in Teilzeit tätig sein möchten (und das sind längst nicht mehr nur Frauen, die Kinder haben)?

Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Karenz und Karriere des Landes Oberösterreich habe ich in einer kompakten Broschüre konkrete Tipps für eine erfolgreiche Kandidatinnen-Suche zusammengefasst. Denn: „Die passende Strategie entwickelt sich lange vor der Stellenbesetzung.“, wie ich darin zitiert werde. In der Broschüre zeige ich positive und weniger wünschenswerte Beispiele einer Stellenausschreibung auf. Ich erkläre im Detail, wie stark die Kraft der richtigen Worte wirkt und warum eine gute Zielgruppenanalyse es so viel einfacher macht, ansprechend zu texten. Es mag ein wenig ungewöhnlich klingen, aber du solltest dich bei der Formulierung deines Jobinserates auf die Privatperson konzentrieren, die du erreichen willst. Was interessiert sie? Was wünscht sie sich von ihrer Arbeitsstelle? Was wäre ein „NoGo“ für sie? Versuche, dich soweit wie nur möglich, in die Lage deiner Wunschkandidatin hineinzuversetzen. Was müsstest du lesen, damit du dich von einem Inserat angesprochen und abgeholt fühlst?

Darum: Überarbeite deinen Text und denk daran: „mitgemeint“ fühlt sich niemand.

Davon abgesehen, dass auch heute noch immer längst nicht alle Stellentitel dem Gleichbehandlungsgebot entsprechen, zeigt sich bei nicht gendergerechten Angaben sofort: Frauen werden hier nicht gezielt angesprochen.

Wie wäre es beispielsweise mit diesen alternativen Formulierungen:
Menschen mit Expertise in IT Security (d/w/m) oder
Expertinnen/Experten für IT Security (d/w/m)

Mittels Facebook oder Instagram-Ads ist es wunderbar möglich, zwei Stelleninserate für verschiedene Geschlechter zu schalten (da kann man auch die Fotos entsprechend anpassen):
Expertin IT Security (d/w/m)
Experte IT Security (d/w/m)

Dies ist nur eine relativ kleine, schnell umsetzbare aber trotzdem wirkungsvolle Maßnahme, natürlich kann man wesentlich mehr tun. Das AMS Steiermark beispielsweise unterstützt gezielt eine Beschäftigung von Frauen in einstmaligen Männerdomänen mit der Initiative FiT – Frauen in Handwerk und Technik.

Versuch es doch einfach und:

Setze diese vier Schritte um 

  1. Schreib einen Job in Vollzeit UND Teilzeit aus (nicht entweder oder) 
  2. Optimiere den Text deiner Stellenanzeige  
  3. Verwende in Bild, das Kolleginnen und Kollegen gleichberechtigt darstellt 
  4. Sprich auf Social Media gezielt Frauen mittels Targeting an

Bei dieser Gelegenheit streiche am besten auch gleich den Satz: „Bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt eingestellt“ aus deinem Inserat. Ich hatte diese Situation in mittlerweile über 20 Jahren Recruitingtätigkeit bei keinem einzigen Bewerbungsprozess. Ich würde mich übrigens immer für die am besten geeignete Person entscheiden, egal ob divers, weiblich, männlich, Vollzeit oder Teilzeit. Das ist aber dann schon wieder ein anderes Thema. 

Herzliche Grüße
Claudia 

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